Was passiert, wenn ich zum Malen auf einen Baum sitze? Malstöcke aus Ästen bastle? Dazu wasservermalbare Ölfarben verwende? Ich habe es einfach ausprobiert – das Erlebnis war einmalig!
In meinem Garten steht ein sehr alter, verwilderter Apfelbaum.
Schon oft saß ich auf einem seiner niedrigen Äste, habe geschaut, geträumt und auch schon gemalt.
Diesmal habe ich den Baum noch intensiver in die malerische Begegnung mit einbezogen.
Ich habe Papier, Holz und sogar Stoff an Ästen befestigt, drum herumgewickelt und aus Ästen Malstöcke gebastelt.
Dem Baum mit Farbe begegnen
Ein Tanz mit dem Baum
Ich nehme mir nach dem Aufbau nochmal viel Zeit, um mit dem Baum in Kontakt zu gehen.
Abtasten von Blättern und Rinde, Hand auflegen, spüren, lauschen … Dann lasse ich die Energie, die ich in mir spüre auf die Malgründe fließen. Mit Schwung, Ausgelassenheit und ohne Plan.
Ich vertraue darauf, dass mein Erleben und Tun sich verbinden und die Spuren, die auf den Malgründen entstehen, sich zu einem Bild zusammenfügen werden.
Kontrolle aufgeben
Kontrollieren kann ich bei dieser Art zu malen nicht viel. Das ist das, was ich so spannend finde.
Die Malstöcke sind viel zu groß und grob, um einen Strich gezielt setzen zu können. Also ist es der Schwung meiner Bewegungen. Der Schwung, der in mir entsteht, weil ich den Baum sinnlich, intensiv erlebe.
Eine Zuschauer*in sagte, ich würde wie ein kleines Mädchen aussehen, wie ich da herumhüpfe.
Ja, mein inneres Kind kommt zum Vorschein! Ich spiele, erfinde, mache Faxen und erwarte kein Ergebnis. Beziehungsweise, ich vertraue darauf, dass alles am Ende einen Sinn ergibt.
Wilde Kunst
Wilde Kunst – so nenne ich es. Wild im Sinne von frei, ohne zivilisatorische Kontrolle. Also ohne die Gedanken: so oder so muss ein Bild komponiert und gemalt werden, damit es jemand versteht.
Wild im Sinne von: In Harmonie mit der Natur um mich herum. Der Baum und die Äste bestimmen mir, wie das Bild aussieht.
Wild im Sinne von: Ich bin ein Teil der Natur, nicht die, die sie beherrscht.
Naturwesen erwachen
Dieses Erlebnis hat in mir eine große Sehnsucht geweckt. Ich möchte immer wieder in diesen wilden, malerischen Kontakt mit der Natur gehen.
Die Zufriedenheit, die ich danach spürte, war riesig. Eine Woche lang klang das intensive Erlebnis nach. Ich legte die bemalten Unterlagen zu Hause aus und freute mich daran. Erstmal war das genug!
Wenn ich die Bilder anschaue, erinnere ich mich daran, wie ich mich an diesem Vormittag im Garten unter und im Baum gefühlt habe.
Nach einer Woche betrachtete ich die Bilder länger und allmählich tauchten die Naturwesen auf.
Es ist wie immer, wenn ich so vorgehe, eine Überraschung, wie sie aussehen werden. Und gleichzeitig ist es keine Überraschung, weil in ihnen mein Erlebnis Gestalt annimmt: Ja, so habe ich euch gefühlt.
Klingt das ziemlich magisch und bisschen verrückt? Ja, das ist es auch.
Meine Bilder entwickeln sich auf diesem Weg sehr langsam, über Wochen hinweg. Das passt zum Naturerlebnis, das im ersten Moment intensiv und eindrücklich ist, in dem aber auch die Beständigkeit der Natur spürbar ist. Ihr langsames und stetiges gedeihen, werden und wachsen und vergehen.
Weisheit der Natur
Es steckt so viel Weisheit und Wissen in der Natur, dem ich begegnen kann, wenn ich langsam werde und mich einlasse auf die Wildheit.
Das Geschenk, das mir die Natur macht: Ich nehme eine tiefe Sehnsucht und Verbundenheit in mein Herz. Es verändert meinen Alltag. – Aber davon mehr im nächsten Video.
Schreibt mir gerne in die Kommentare, ob ihr auch solche Naturerlebnisse macht. Wie wirkt der Kontakt der Natur auf euch? Nehmt ihr es mit nach Hause?