Hast du auch manchmal das Gefühl, dass Bäume mehr sind als nur stumme Wesen? Dass sie eine Art Bewusstsein haben, mit dem sie uns Menschen begegnen?

Ich möchte dich auf eine kleine Reise mitnehmen – in einen verwilderten Apfelbaum, der für mich zu einem magischen Ort geworden ist. Es geht um die Begegnung mit einer Dryade, dem Baumwesen, das tief im Herzen eines Baumes lebt. Doch wie kann man eine Dryade hervorrufen, sodass sie sich zeigt?

Als ich eines Morgens zu meinem Malplatz ging, dachte ich mir: Vielleicht locke ich sie mit schönen Dingen. Ich sammelte auf dem Weg kleine Schätze, die mir begegneten – Blätter, Beeren und ein paar ungewöhnlich geformte Zweige. Der Weg war lang, denn es gibt so viel zu sehen und zu entdecken, dass ich immer wieder innehalten musste. Doch als ich ankam, richtete ich mir einen bequemen Platz ein, um wirklich anzukommen und mich auf die Begegnung mit dem Baum einzulassen.

Und da saß ich nun, berührte die raue Rinde des Apfelbaums, spürte den festen Boden unter mir und begann, den Baum in mein Bild mit einzubeziehen. Ich rieb die Rinde ab, nahm etwas Erde und bemerkte, wie gut sich diese natürlichen Pigmente zum Malen eignen. Es war, als würde der Baum seine Spuren auf meinem Bild hinterlassen – als würde er mitgestalten.

Die Dryade spüren – ja, das konnte ich, aber sehen? Noch nicht. Aber ich gab nicht auf. Vielleicht würde sie sich zeigen, wenn ich einen „Feenfenster“ – einen Durchgang in die andere Welt – erschaffe? Ich begann, Äste zu sammeln und formte eine kleine Tür am Stamm. Die Äste stammten von Frau Hasel, einer alten Baumfreundin.

Während ich dort saß, dachte ich über das Leben des Apfelbaums nach. Er ist groß und wild, seine Äste streckten sich in alle Richtungen. Die wenigen Äpfel, die noch an seinen obersten Zweigen hängen, sind unerreichbar, aber das machte nichts. Ich fühlte mich beschützt in seinem Schatten, als wäre ich in Avalon, jenem mythischen Ort der Apfelbäume und goldenen Früchte.

In diesem Moment wurde mir klar: Hier, in meinem kleinen Reich, schütze auch ich den Baum und er mich. Es war, als hätte sich ein unsichtbarer Kreis um uns gelegt, ein heiliger Raum der Stille und Verbindung.

Und so saß ich, ließ mich von der sanften Brise und dem Rascheln der Blätter einlullen. Es war fast wie eine Meditation – einfach ein stilles Dasein. In diesem Zustand vergeht die Zeit, ohne dass man es merkt. Es war, als ob der Baum mir zeigte, dass es reicht, einfach nur zu sein.

Doch dann geschah etwas Unerwartetes: Als ich meinen Skizzenblock hervorholte und begann zu zeichnen, spürte ich plötzlich die Dryade. Sie war da, ganz nah. Nicht sichtbar, aber fühlbar. Es war, als würde sie mit mir tanzen, als würde sie meine Hand führen, während ich den Stift über das Papier gleiten ließ. „Zeig mir mehr von deinen Bildern“, flüsterte sie, „und erzähl mir mehr von deinen Geschichten.“

Und so entstand ein Bild nach dem anderen, in denen ich versuchte, ihre Gestalt festzuhalten. Ein wildes Webstück, ein mystischer Baum, ein Feenfenster, durch das die Naturwesen hervorkommen. Jeder Baum hat seine eigene Dryade, so glaube ich nun, und jede hat ihre eigene Geschichte zu erzählen.

Vielleicht hast du ja auch einen Baum, mit dem du dich verbunden fühlst? Vielleicht hast du schon einmal das Gefühl gehabt, dass er dir etwas zuflüstert? Ich denke, wenn wir nur still genug werden, können wir alle die Geschichten unserer Bäume hören – und wer weiß, vielleicht zeigt sich dann auch dir eine Dryade.

Am Ende meiner Begegnung war ich sicher: Die Dryade war da. Ich spürte ihre Anwesenheit und wusste, dass sie mich wieder begleiten würde. Wenn ich das nächste Mal in meiner Hängematte unter dem Apfelbaum liege, werde ich sie rufen. Und sie wird kommen – denn wir beide sind verbunden, so einfach ist das.

Wenn du neugierig geworden bist, welche Bilder entstanden sind, dann schau doch mal in mein Skizzenbuch, oder besuche mich auf meinem YouTube-Kanal. Und wenn du selbst einmal Kontakt mit einem Baumwesen hattest, erzähl mir doch davon – ich bin gespannt, welche Geschichten deine Bäume dir erzählt haben!