Freuds Theorien waren in der Wende zum 20. Jahrhundert einzigartig und neu.
Als erster hatte er versucht, zu beschreiben, wie die Psyche funktioniert. Heute ist die Vorstellung eines Unbewussten Allgemeinwissen geworden.
Vor Sigmund Freud dachte man, der Mensch sei absolut Herr über sich selbst. Man könne immer vernünftig handeln, wenn man das wolle.
Da beschreibt Freud das Unbewusste, als einen unberechenbaren Teil in uns, der uns zu Gefühlen und Handlungen veranlasst, die sich unserem rationalen Verständnis und unserer bewussten Wahrnehmung entziehen.
Er erklärte, dass wir vom Unbewussten gesteuert fühlen und handeln. Oftmals wissen wir gar nicht warum.
Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie das die Menschen erschüttert hat. Für Schriftsteller wie Thomas Mann, Hermann Hesse und andere bot dieses Wissen eine Fülle an neuen Themen für ihre Literatur.
Alles, was unter der Oberfläche schlummert und unerwartet hervorbrechen kann, die Libido zum Beispiel.
Unter Libido verstand Freud nicht nur eine sexuelle Energie im Menschen, sondern eine Lebensenergie, die sich auf alles Mögliche richten kann.
Was ich auch Henriette erleben lasse. Sie setzt sich mit ihrer Sexualität auseinander, ihren Wünschen und Trieben, wie das bei Freud heißt. 1910 sollte eine Frau keine sexuellen Wünsche haben, keine Leidenschaften empfinden, auch nicht für Bildung oder eine Berufstätigkeit außerhalb des Hauses. Eine Wittwe von 45 Jahren schon gar nicht.
Henriette entdeckt sich selbst, während der Ermittlungen um ihre junge Haushälterin, neu. Teilweise stürzt es sie in große Verwirrung; das sind die humorvollen oder dramatischen Szenen in meinem Buch.