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Im Café mit Vincent van Gogh

Im Café mit Vincent van Gogh

Diese Kurzgeschichte ist aus einer Idee entstanden, die ich noch weiterführen möchte. Ich stelle mir vor, ich könnte heute einen Künstler oder eine Künstlerin treffen, die ich bewundere. Wie würde diese Begegnung ablaufen?

Hier ist mein „Treffen“ mit Vincent von Gogh.

Vincent war schon da, als ich ankam. Kaum hatte ich mich gesetzt, öffnete er seine Tasche und zeigte mir, was er alles bei Boesner eingekauft hatte.
«Sonderangebot: Heavy Body Acrylfarben. Für die Skizzen nehme ich Neocolor 2.»

Er kramte noch ein Bündel Pinsel hervor. «Mit den Flachpinseln kann man nochmal ganz andere Effekte hinkriegen als mit den Rundpinseln, die es meiner Zeit gab. Eine echte Bereicherung! Willst du einen Kaffee? Schwarz? Weißt du, Zucker lasse ich seit einer Woche weg, der macht mich nervös. Milch gibt es keine mehr bei mir. Will ja nicht die Treibhausgase nach oben treiben.»

Vincent war so aufgekratzt, wie ich ihn mir immer vorgestellt hatte.
Ich frage ihn nach seinem neusten Projekt.

Er schlürfte seinen schwarzen Kaffee und begann mit begeisterten Gesten zu erzählen:
«Ich mache eine Tour durch Deutschlands Wälder. Eigentlich muss man ja sagen, durch die sterbenden Wälder. Vielleicht bin ich der Letzte, der sie noch malt. Es ist doch zum Heulen, oder?»

Er hob entschuldigend die Hand, als sein Handy zweimal «Bling» machte. «Das ist mein Bruder.»
Mit gerunzelter Stirn las er die Nachricht, dann hellte sich seine Miene auf.
«Perfekt! Theo überweist mir Geld für die Jugendherberge.» Er scrollte weiter. «Das 49,- € Ticket der Deutschen Bahn kann ich mir leisten. Ich habe … hier schau.» Er zeigte mir seinen Instagram-Account. «Werbung für meine Waldtour-live.»
«Ich mache auch live Q and As auf Yout-tube, die kommen gut an. Und rede mit Förstern und so. Theo soll sich mal kümmern, dass ich zu Lanz komme, das dürfte ja nicht so schwierig sein.» Er raufte sich die rötlichen Haarstoppeln und sah im Café umher.

Ich fragte ihn, was er über die KI denkt. Da leuchteten seine Augen auf.

«Es geht so genial schnell. Das Wichtigste sind die richtigen Prompts, das habe ich gleich herausgefunden. Hab schon mit einem Entwickler gechattet, wie man Mal-Prompts machen könnte. Also meine Farbkombi, meine Textur und das Wichtigste, wie gesagt, die Wälder. Wenn schon Energie verbrauchen, dann dafür, dass die Natur gerettet wird, oder? Sonst ergibt ja alles keinen Sinn.»

Wir redeten noch eine Weile darüber, was er an der heutigen Zeit gut und schlecht fand, doch er war bald nicht mehr so richtig bei der Sache.
Es wurde Zeit für mich, zu gehen, als er mit einer Frau am Nebentisch zu flirten begann.

Beim Abschied rief Vincent van Gogh so laut, dass es jeder im Café hören konnte: «Man muss die Schönheit in jedem Moment sehen, auch wenn sie manchmal schwer zu finden ist. Tanz, singe, male, schreibe! Nur Künstler haben die Macht, die Welt zu verändern!»

 

Welchen Künstler, welche Künstlerin würdest du gerne mal treffen?

Kreative Mal- und Schreibgrüße von Elke Weigel

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Elke Weigel, Schriftstellerin, Diplom-Psychologin und Tanztherapeutin

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